Eifeltypisches, Eifeler Platt
Eifeler Platt – Mayener Schimpfwörter
Anton Kohlhaas, genannt „Der Zuckertoni“, Quelle: Rolf Stern
Hier eine weitere Folge der beliebten Reihe „Eifeler Platt“. Dieses Mal habe ich mit Hilfe von Werner Blasweiler eine Reihe von Mayener Schimpfwörtern zusammengetragen. Ausdrücke, die wir vor dem Aussterben retten wollen. Wie z.B. Wollewockes, Döppedeer oder Huhpisser. Für ganz zart besaitete ist das natürlich nichts. Der Eifeler ist gerne mal etwas derb im Austeilen, aber auch hart im Nehmen.
Derzeit kommen solche Ausdrücke im Rahmen der Burgfestspiele Mayen zur Aufführung. Und zwar in dem Stück „Der Zuckertoni“, das die Mayener Mundartgruppe sehr überzeugend spielt. Es geht hier um das Mayener Original Anton Kohlhaas, der Mitte des vergangenen Jahrhunderts gelebt hat und „Der Zuckertoni“ genannt wurde. Der hat ganz selbstverständlich noch Dialekt gesprochen und deshalb ist auch in dem Theaterstück ganz viel Eifeler Platt zu hören.
Die Mayener Mundartgruppe spielt den „Zuckertoni“
Wollewokes:
Grobschlächtiger Polterer. Viel Lärm, wenig Ertrag und vom Artikel „der“ eindeutig männlich
Bräimaul:
Angeber, Großmaul, Dummschwätzer. Gibt es wohl beiderlei Geschlechts – schließlich gibt es hier den Universalartikel „dat“
Döppedeer:
Wörtlich übersetzt „Topftier“. Beschreibt eine durchgeknallte Person, die aber eher ulkig daherkommt. Ulkige Nudel kommt dem vielleicht am, nächsten. Beschreibt weibliche Personen, was sich an der zweiten Worthälfte „deer“ zeigt. Wird oft als Synonym für Frauen genutzt und mit entsprechenden Adjektiven versehen.
Hoarbock:
Einfach zu übersetzen mit „Hornbock“. Es geht um störrische, besserwisserische Zeitgenossen, Sehr männlich. Der passende Artikel ist „der“ und auch die zweite Worthälfte „Bock“ ist ebenfalls männlich.
Massick:
Kommt wohl aus dem Pferdehandel. Ein Masick bezeichnete früher ein störrisches Pferd. Der Massick steht heute für verrückte Typen, die verrückte Dinge tun. Könnte man als männliches Pendant zum „Döppedeer“ gesehen werden. Während das Döppedeer als ulkig angesehen wird, gilt der
Das Mayener Original „Der Zuckertoni“
Heckebangard:
Ein Beweis, wie treffsicher Mayener Platt sein kann. Ein Wort erklärt, wozu man im Hochdeutschen einen langen Satz benötigt. Ungewollt hinter der Hecke gezeugtes uneheliches Kind.
Späijabölles:
Wenn man das Letzte aus sich herausholt – beim Nasebohren. Späja = Dachboden und Bölles = Popel
Huhpisser:
arroganter Möchtegern, Trägt den Kopf so hoch, dass beim Wasserlassen den Strahl nach oben richtet
Röckbruutsdölpes:
Tolles Wort, ohne wirklichen Sinn. Übersetzt in das Hochdeutsche heißt es Schwarzbrottölpel. Aber eine herausragende Leistung ein solche Wort im Zorn fehlerfrei auszusprechen.
Sie benutzen auch heute noch ganz andere Ausdrücke? Dann freue ich mich über Kommentare am Ende dieses Artikels.
Wer sich den „Zuckertoni“ der Burgfestspiele Mayen anschauen möchte, sollte auf deren Homepage verfolgen, ob und wann es Zusatzvorstellungen gibt. Die regulären Vorstellungen sind nämlich alle ausverkauft. Was Sie dort erwartet, erfahren Sie bei mir in dem Artikel „Bestens unterhalten bei den Mayener Burgfestspielen 2021“.
Neujahrsspruch
Prosit Neyjoar
Buckel voll Seyhoar
Uneschdem Bett stäht de boar
Es noch voll vom ahle Joar
Hallo,
ich stamme aus Illerich und bin Illerich/Mörsdorfer Dialekt groß geworden.
SpeichaBelles
Speicher Kalb, mittelschweren bis heftiges Schimpfwort. Ein junges Kalb m/w, welche dämlich aus dem Speicherfenster schaut und nicht weiß, wie es da hoch gekommen ist. Jetzt muss das dumme Vieh da wieder runter. Ohje…
Reedrohbräähdsche (Klotten) – Reintragebrettchen/Tablett. Immer wieder ein guter Aufhänger, wenn man fragt: Was ist das?
Rummele – Runkelrübe
Mäggalesch – Marieuh, wie mäggalesch (Mörsdorf)
…bedeutet in etwa schrecklich. Es kann aber auch wunderbar bedeuten: mäggalesch schiehh (wunderbar hübsch, die Kuh, der Baum oder das Weib) oder resigniert: mäggalesch-mäggalesch (kopfschütelnd)
Beste Grüße Johannes, nun bei Frankfurt
Esch feng de Uusdröck e so jot, dat esch mesch die ens jeklaut han öm se ze liere. Bitte nicht wundern, aber ich spreche laut Sprachwissenschaftler 6 Dialekte durcheinander. War so schlimm, das ich mit meiner Mutter kein Platt mehr sprechen durfte weil sie nur noch die Hälfte verstand. Für eine Frau die nur Jlabacher Platt sprach war das schlimm. Habe Ihren Artikel über facebook mitbekommen.
Sie sind ja eine wissenschaftliche Sensation :-) Hier können Sie sich gerne austoben!
Guten Morgen Martina,
schön, wieder etwas Neues von Dir zu hören, auch wenn es nicht aus der „richtigen“ Eifel ist.
So in etwa kann ich als Nicht-Plattschwätzer
die Wörter verstehen, als ehemaligem Südeifeler aus dem Islek ist mir dieses Idiom eher fremd, aber
trotzdem interessant, zeigt es doch die Vielfalt
unserer Heimat auf. Als Alternative zum Zuckerbäcker möchte ich Dich auf das „Scheuerner Lieschen“ (bitte googeln für Foto und Geschichte) aufmerksam machen, es hat mich durch die Kindheit „begleitet“, allerdings immer auf Abstand!!!
Liebe Grüße
Hans