Die „#Ahrt“ im Arp Museum in Remagen ist eine kleine und leider nur sehr kurze Ausstellung, die es in sich hat. Sie ist bis zum 24.7.22 zu sehen und wer die Gelgenheit hat, sollte sie sich unbedingt anschauen. Sie zeigt Werke von Künstlern, die im Ahrtal die Flut erlebt haben. In manchen Fällen sind es die einzigen Kunstwerke, die die Flutkatastrophe überlebt haben. Andere Werke sind erst nach der Flut entstanden, wurden von ihr inspiriert. Faszinierend sind also auch die Geschichten, die hinter jedem Kunstwerk stecken. Neben Gemälden sind Skulpturen und Installationen zu sehen, Graphiken und zu hören ist ein Audio-Podcast unter dem Titel „89 Schritte“.
Über verlorene und Flut-inspirierte Kunstwerke
„Flutaltar“ hat der aus Trier stammende Roland Michel sein Kunstwerk genannt, das er aus Treibholz der Ahr gestaltet hat. Die Douglasienbretter weisen noch Schlammspuren auf. Den „Flutaltar“ assoziiert der Künstler mit der biblischen Sintflut.
Gleich daneben eine Installation des Architekturfotografen Axel Hausberg. Er hat in der Flutnacht vom 14. auf den 15.7. 2021 alles verloren. Sein Haus in Rech wurde mit allen seinen Fotografien weggespült. Geblieben sind ihm Dateien in geringer Auflösung, so dass er sie in der Ausstellung nur auf einem Computer zeigen kann. Sie zeigen Menschen digital vervielfältigt in ihrem Wohnumfeld. Untermalt wird die Präsentation von Originalgeräuschen aus der Flutnacht. Informationen wie diese können die Besucher über einen QR-Code an jedem Werk abrufen.
Schlamm und Dreck als künstlerische Mitgestalter
Die Künstlerin Angelika Furth hat in Ahrbrück gelebt, als die Flutnacht ihr Leben von einer Minute auf die andere veränderte. Ihr Atelier wurde mitsamt ihrer Arbeiten völlig zerstört. Nach mehreren Monaten entdeckte sie allerdings bei einem Gang durch den Ort eine Druckplatte, die Helfer oder Flutgeschädigte als Teil einer Tür ins Haus eingebaut hatten. Zunächst einmal war sie ziemlich sauer auf die Kunstbanausen, dann aber freute sie sich darüber, dass doch noch etwas gerettet werden konnte. Jetzt ist es ein ganz besonderes Kunstwerk, da der Schlamm seine eigenen künsterlischen Spuren hinterlassen hat. Ganz bewusst hat Angelika Furth sie drauf gelassen und damit ein neues Kunstwerk erhalten, so wie andere Künstler der Ausstellung das auch getan haben. Das zeigt sich vor allem auf der Rückseite der Druckplatte.
Vom „Traumtal“ zum „Traumatal“
Der Musiker, Maler, Graphiker und Kalligraph Stephan Maria Glöckner aus Bad Neuenahr hat der Ausstellung Titel und Titelbild gegeben. Schon lange kreiert er unter dem Label „Worteil“ mehrdeutige Wortneuschöpfungen, die er künstlerisch ausgestaltet. So entstand direkt nach der Flut z.B. auch die Graphik mit dem Titel „Überfluss“. Sie spielt zum einen auf die Überflutung, den übergetretenen Fluss an, zum anderen macht sie darauf aufmerksam, was der Fluss alles aus den Häusern gespült hat und fragt, ob wir das alles überhaupt brauchen. Zu sehen auf der Worteil-Seite von Stephan Maria Glöckner.
„Liegende“, Rudolf P. Schneider, Plastik aus Gips und Lava wieder zusammengeleimt
Harald Nöthen, Acryl auf Papier, mit abgerissener Ecke
Die Ausstellung ist bis zum 24.7.22 im Arp Labor im Bahnhof Rolandseck zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos. Unter hashtagahrt gibt es weiterführende Informationen zur Ausstellung. Eine Seite, die ich jedem empfehle, der die Ausstellung nicht sehen konnte. Denn auch digital ist sie sehenswert, zumal es hier viele Hintergrundinformationen gibt. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass diese sehenswerte Ausstellung nach der Zeit im Arp Museum eine neue Heimat findet. Möglichst im Ahrtal, damit noch mehr Menschen Gelegenheit bekommen, sie zu sehen und die Künstlerinnen und Künstler davon profitieren können.
Hallo Martina,
endlich wieder ein neuer Blog von Dir,
passend zur Zeit und mit tollen Fotos hinterlegt.
Aufgrund der kurzen Ausstellungszeit werde ich
leider nicht vor Ort sein können, umso wichtiger
Dein Beitrag.
Liebe Grüße Hans