Hecken, Fachwerk, Moor und See – das alles bietet ein toller Kurztrip durch die Nordeifel. In zwei Tagen das Heckendorf Höfen, Monschau, Rursee und Hohes Venn erleben, das ist möglich.
Meine Eifel ist ja normalerweise die Osteifel. Das heißt, Meine Eifel war die Osteifel, als ich mit dem Bloggen auf MeineEifel angefangen habe. Leser und Fans haben mich aber schnell auf andere schöne Eifelregionen aufmerksam gemacht. Deshalb habe ich mich im August 2019 an zwei freien Tagen auf Erkundungstour in die Nordeifel begeben. Von Polch aus waren wir in weniger als zwei Stunden in Höfen, unserer ersten Station.
Für einen Kurztrip in die Nordeifel von zwei Tagen hatten wir uns folgende Route vorgenommen, die ich weiterempfehlen kann:
2-Tages-Tour Nordeifel
Höfen – Monschau – Hohes Venn – Rursee – Bruder-Klaus-Feldkapelle in Wachendorf – Bad Münstereifel
Ausschnitt aus dem Infomaterial des Naturpark Nordeifel e.V.
1. Etappe: Das Heckendorf Höfen
Vom Charme des Heckendorfes Höfen
Ich bin normalerweise kein Freund von Hecken rund ums Haus. Ich nenne sie immer grüne Mauern und frage mich, warum Menschen viel Geld in die Architektur ihres Hauses stecken, wenn es zum Schluss keiner sieht.
In dem Monschauer Ortsteil Höfen ist das anders. Einfach deshalb, weil die Buchenhecken hier tatsächlich so monströs sind, dass Ehrfurcht und Staunen jegliche Kritik sofort im Keim ersticken. Es macht Spaß durch die Straßen des kleinen Ortsteils zu schlendern und sich die einzelnen Häuser und ihre liebevoll gepflegten Gärten anzuschauen. Von denen ist wegen der bis zu 10 Meter hohen Hecken mal mehr, mal weniger zu sehen.
Warum es diese Monsterhecken hier überhaupt gibt? Das ist einfach zu erklären: Sie schützen die Häuser und ihre Bewohner vor dem kräfigen Wind, der wie überall auf den Eifelhöhen auch durch Höfen fegt.
Rundgang durch Höfen
In einer kleinen Touristinfo bekommen wir einen Ortsplan, an dem wir uns orientieren können. Es sind Hausnummern eingezeichnet, die wir zielstrebig ansteuern können, um besonders originelle Hecken, Fachwerkhäuser oder Gärten zu sehen. Wir genießen diesen kleinen Ausflug sehr, haben nur das Problem, die Hecken wegen ihrer Höhe gut auf ein Foto zu bekommen. Zudem fragen wir uns, wie die Höfener in schwindelnder Höhe ihre Hecke schneiden, wie sie sie so kunstvoll modellieren und wie sie es ertragen, dass ihnen ständig jemand in den Garten guckt.
Fazit: Höfen – ein absolutes Muss bei einem Ausflug in die Nordeifel
2. Etappe: Monschau
Monschau ist ein wunderschöner kleiner Ort in der Nordeifel, der viele Touristen anzieht. Eingebettet in üppiges Grün, hat der Ort nicht nur jede Menge Wander- und Radwege rundherum zu bieten, sondern auch kleine verwinkelte Gassen, Fachwerkhäuser und Kopfsteinpflaster. Mitten durch den Ort fließt die Rur. Besonders sehenswert ist das „Rote Haus“, in dem im 18. Jahrhunder der Textilindustrielle Scheibler wohnte. Heute ist es Museum und zeigt, wie man damals gewohnt hat.
Die Monschauer Senfmühle
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Monschau ist die über 100 Jahre alte Historische Senfmühle, die in der 4. und 5. Generation betrieben wird und hervorragenden Senf produziert. Neben dem Ursenf gibt es auch so ausgefallene Sorten wie Biersenf oder Ingwer-Ananas-Senf. Man kann hier sogar Senfpralinen kaufen. Ich habe mir einen Honig-Mohn-Senf im typischen, grau-blauen Keramiktöpfchen mitgenommen. Leider schon alle. Sooo lecker!
In der Monschauer Touristinfo wurden wir hervorragend beraten, als wir fragten, wo wir am besten eine kleine Schnupperwanderung durch’s hohe Venn machen können, um einen Eindruck von dieser typischen Landschaft zu bekommen.
3. Etappe: Naturpark Hohes Venn-Eifel
Im Hohen Venn
Nach Monschau, wo man übrigens direkt am Ortsrand hervorragend parken kann, geht es weiter zu unserer Unterkunft nach Roetgen. Das ist nur wenige Kilometer entfernt. Wir wollen noch am selben Tag zu einer kleinen Wanderung ins Hohe Venn, ein Hochmoorgebiet, das sich auf 600 Quadratkilometern über Eifel und Ostbelgien erstreckt. In der Monschauer Touristinfo hat uns die nette Mitarbeiterin mit Blick auf unseren Hund vorgewarnt, dass der dort nicht mitdarf. Also musste Darja im Hotelzimmer bleiben.
Wichtige Info also für alle Hundebesitzer : Im Naturschutzgebiet Hohes Venn sind Hunde nicht erlaubt.
Zwar heißt es, dass es Wege gibt, auf denen Hunde erlaubt seien, im Internet habe ich aber keine detailierten Hinweise gefunden, welche das sind.
Fest steht, dass auch Menschen, nicht überall durch das belgische Naturschutzgebiet Hohes Venn laufen dürfen. Es ist in drei Zonen eingeteilt.
Zone B: hier darf jeder auf den vorgegebenen Wegen gehen
Zone C: nur in Begleitung eines Naturführers
Zone D: Zutritt streng verboten
Die Zonen sind sehr gut ausgeschildert und so finden wir schnell den Zugang über den Monschauer Stadtteil Mützenich Hochmoor.
Zweieinhalb Stunden dauert unsere Rundwanderung durch diese absolut einzigartige Landschaft. Keine Steigung, die Schuhe bleiben auf den Holzstegen sauber, rechts und links Blaubeeren und Preiselbeeren, Eidechsen, die uns um die Füße wuseln. Das Hochmoor scheint in diesem zweiten, sehr heißen Sommer in Folge, allerdings weitgehend ausgetrocknet zu sein.
Doch immer wieder tauchen einzelne Tümpel auf, das Heidekraut blüht, Tannen, Birken und abgestorbene Baumstämme ragen aus dem Sumpfgras heraus. Wir haben Glück, es sind kaum Stechmücken unterwegs. Dafür ist es für August trotz Sonne recht frisch. Aber der Naturpark Hohes Venn-Eifel liegt eben auch auf über 600 Meter Höhe.
4. Etappe: Kaiser Karls Bettstatt
Am zweiten Tag unseres Ausfluges in die Nordeifel geht es von Roetgen aus noch einmal bis kurz vor die belgische Grenze bei Monschau-Mützenich. Wir haben den Tipp bekommen, dass man auf dem Weg zu „Kaiser Karls Bettstatt“ einen schönen Blick aufs Hohe Venn hat. Auch die steinerne Bettstatt, wo Kaiser Karl einst sein müdes Haupt gebettet haben soll, sei einen Ausflug wert. Kaiser Karl soll sich bei einem Jagdausflug verirrt haben und aus der Not heraus auf einem der Felsen übernachtet haben. Meine Tochter testete den Liegekomfort, war aber nur mittelmäßig überzeugt davon. Sehenswert ist die Felsformation aber allemal.
Wesentlich bequemer war unsere Übernachtung in Roetgen im „Landgasthof Gut Marienbildchen“ zu einem fairen Preis mit einem leckeren Frühstück und sehr freundlichen Gastgebern. Einziger Wermutstropfen war die Bundesstraße, die direkt am Hotel vorbeiführt.
Mehr Informationen über dieses schöne Gebiet, das auch vom Eifelsteig gequert wird, gibt es auf der Internetseite der Tourismusagentur Ostbelgien.
„Der Vennläufer – eine phantastische Reise durch das hohe Venn“
Zur Einstimmung auf das Hohe Venn kann ich diesen schönen Bildband aus dem Dauner Eifelbildverlag empfehlen: „Der Vennläufer – eine phantastische Reise durch das hohe Venn“ mit Fotos von Josef Gaspers und dem Text von Hubert vom Venn. Der Name des Texters verpflichtet ja wohl, sich diesem Thema zu widmen. Er begibt sich zusammen mit einem fiktiven Vennläufer auf eine Wanderschaft durch das Hochmoor und durch alle Jahreszeiten. Dabei erzählt er unterhaltsam vom Hohen Venn, von seinen Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten, lässt in kurzen Abschnitten Geschichte und Geschichten kurzweilig lebendig werden. Die Fotos von Josef Gaspers fangen wunderschöne Stimmungen ein: ein in allen Rot- und Blautönen changierender Himmel über dem verschneiten Hochmoor oder Lichtstrahlen, die sich zwischen den Baumzweigen brechen. Wolken, die sich in den sommerlichen Moorseen spiegeln und herbstgefärbte Bäume, die bunter nicht sein könnten. Mir hat dieser Bildband den letzten Anschub gegeben, mir das Hohe Venn selbst einmal anzuschauen.
5. Etappe: Rursee-Wanderung von Einruhr zur Urfttalsperre
Nächste Station ist Einruhr. Ein kleiner, schmucker Ort am Rurse. 17 Kilometer und 25 Minuten von Monschau entfernt. Warum man Einruhr mit „h“ schreibt und „Rursee“ ohne bleibt mir zwar ein Rätsel, soll hier aber nur am Rande erwähnt werden. Selbst in diesem kleinen Örtchen gibt es eine Touristinfo und wir werden sehr zuvorkommend mit einem Wandertipp versorgt.
Unsere etwa 2 1/2-stündige Wanderung führt uns am Westufer des Rursees entlang und verläuft recht unspektakulär. Ohne Steigungen, mal auf Asphalt, mal auf weichem Waldboden, gut auch mit dem Fahrrad zu befahren. Gegen Ende der Wanderung geht es dann doch noch mal ein kurzes Stück steil bergan und wir stehen an der imposanten Urfttalsperre.
Der Rursee
Mit dem Ausflugsschiff, das jede Stunde hier anlegt, geht es wieder zurück nach Einruhr. Eine Freundin empfahl mir den Rursee und erzählte, dass man ihn als Amazonas der Eifel bezeichnet. Ich – gerade aus dem Amazonasgebiet Ecuadors zurückgekehrt – konnte mir ein abfälliges Grinsen nicht verkneifen. Jetzt muss ich Abbitte leisten: der Rursee wird zurecht als der Amazonas der Eifel bezeichnet. Er mäandert, mehr Fluss als See, auf 27 Kilometer durch eine üppige, saftiggrüne Waldlandschaft, die Bäume und Büsche reichen bis ans Ufer. Wunderschön!
6. Etappe: Die Bruder-Klaus-Feldkapelle in Wachendorf
Von der Bruder-Klaus-Feldkapelle in Wachendorf hat mir meine geniale Bloggerkollegin Carmen Sadowski von Mosel 2.0 vorgeschwärmt, so dass ich dieses Bauwerk auf weiter Feldflur unbedingt selbst sehen wollte. Und der Besuch hat sich gelohnt. Da steht sie, mitten in der Landschaft, zwischen Feldern und Wiesen, ringsherum schönster Eifelfrieden. Ein fensterloser fünfeckiger Klotz von Weitem, der immer mehr gewinnt, je mehr man sich ihm nähert.
Im Inneren der Bruder-Klaus-Kapelle
Innen ist die Bruder-Klaus-Kapelle noch schöner als von Außen. Aber da darf man leider nicht fotografieren. Die Kapelle hat eine Landwirtsfamilie 2007 auf ihrem Feld errichtet. Sie ist mithilfe von 112 Fichtenstämmen erbaut worden, die wenn ich es richtig verstanden habe, nur als Model dienten. Nachdem die Wände mit Stampfbeton verputzt worden waren, wurden sie getrocknet und wieder rausgenommen. Man sieht aber noch sehr gut an den Wänden ihr Abdrücke. Im Inneren der Kapelle entstand so eine Art Zelt, das oben offen ist. Es gibt keinen Altar, alles ist sehr minimalistisch gehalten, aber in ihrer Schlichtheit ist diese außergewöhnliche Kapelle großartig.
7. Etappe: Stadtbummel und Shopping in Bad Münstereifel
Bad Münstereifel – Stilsicheres Outlet im Fachwerk
Als wenn dieser Tag nicht schon ereignisreich genug gewesen wäre, müssen wir uns nun beeilen, um noch rechtzeitig vor Geschäftsschluss zum Factory Outlet nach Bad Münstereifel zu kommen. Die Tochter möchte noch ein bisschen shoppen. Sie zieht es in Sportgeschäfte, ich kenne nur ein Ziel: den Schokoladenladen einer bekannten Schweizer Marke. Ich werde nicht enttäuscht und befinde mich schnell im Kaufrausch. 20 Euro leichter und vorraussichtlich bald um 20.000 Kalorien schwerer schlendern wir durch den hübschen Fachwerkort, der uns sehr an Monschau erinnert.
Die Geschäfte des Factory Outlets mit ihren großen Marken sind harmonisch in die Altstadthäuser integriert. Dazwischen finden sich auch kleine individuelle Läden und schöne Gasthäuser. Hier muss man sich keine Sorgen um Leerstände machen. Bei einem guten Essen und einer extrem leckeren Bierspezialität lassen wir unsere Zweitagestour ausklingen. Die Heimfahrt vergeht wie im Flug. Wir staunen, wie schnell wir aus der Nordeifel wieder in der Osteifel sind. Über die A 61 brauchen wir wenig mehr als eine Stunde, dann sind wir wieder in Polch.
Mein Fazit:
Hecken, Fachwerk, Moor und See – mein Kurztrip in die Nordeifel ist eine wunderschöne 2-Tages-Tour, die auf jeden Fall Lust auf mehr macht. Ich habe sie direkt einer Freundin weiterempfohlen und auch sie war begeistert davon.
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