Die Eifel ist ja schon oberirdisch spannend, unter der Erde ist sie oft atemberaubend. Das zeigt der zwei Kilo schwere Bildband „Eifeler Unterwelten“ von Achim Konejung aus dem Eifelbildverlag sehr eindrucksvoll. Ein tolles Buch für alle großen und kleinen Höhlenforscher. Ich selbst habe im Freundeskreis so jemanden. Sein Hobby ist es, sich mit einer alten Karte und Taschenlampe auf Exkursionen zu begeben und dabei immer wieder Erstaunliches zu entdecken. Bis hin zu einem unterirdischen See inmitten eines Stollens.
Von der Faszination unterirdischer Anlagen
Da unsere Vorfahren nachweislich Höhlenbewohner waren, ist es vielleicht nachvollziehbar, dass uns Höhlen, Bergwerke, unterirdische Gänge, Keller, Bunker oder Tunnel faszinieren. So manchem mögen sie aber doch eher einen Schauer über den Rücken jagen, weil er sie mit Dunkelheit, Kälte und Nässe verbindet. Ich mag unterirdische Bauten, würde mich aber nie auf dem Bauch durch einen engen Gang robben, wie man das in der Mendiger Unterwelt machen kann. Schon beim Gedanke daran, bekomme ich klaustrophobische Beklemmungen. Dem Autor des großartigen Bildbandes „Eifeler Unterwelten“ ist es wohl zum Schluss auch so ergangen. Jedenfalls berichtet er das in der „Hamburger Morgenpost“ in einem Artikel über sein Buch.
Die Eifel – ein Schweizer Käse
120 Höhlen, Bunker, Keller, Eisenbahntunnel und Bergwerke in der Eifel hat Achim Konejung über Jahre hinweg aufgesucht, fotografiert und beschrieben. Wo möglich, hat er die jeweiligen Adressen und Öffnungszeiten festgehalten. Wer die einzelnen Objekte aufsuchen möchte, muss oft wandern. Höhlen befinden sich in der Regel in freier Wildbahn, zwischen Bäumen und Felsen. Immer wieder ranken sich auch Sagen und Legenden um sie, wie z.B. um die „Genovevahöhle“, die gleich mehrfach in der Eifel zu finden ist.
Durch den Abbau von Basalt, Bims, Erz oder Kupfer sind weit verzweigte unterirdische Keller und Gänge entstanden. 260 Bergwerke gibt es in der Nordeifel. In der vulkanischen Osteifel rund um Mayen und Mendig waren Mühlsteine schon zur Römerzeit ein Verkaufsschlager. Sie wurden von Andernach aus in die ganze Welt verschifft.
Interessant auch die Bier- und Weinkeller der Eifel. In Mendig etwa hatten sich 27 Brauereien Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt um ihr Bier in den dortigen Felsenkellern, einem ehemaligen Basaltbergwerk zu lagern. Sie taten das wegen der kühlen Temperaturen. Heute kann der Felsenkeller zusammen mit dem Mendiger Erlebnismuseum „Lava Dome“ besichtigt werden. Alte Eisenbahntunnel oder Viadukte können mit dem Fahrrad befahren werden. So etwa auf dem Maare-Moselradweg oder dem Maifeld Radweg.
Als Highlight bezeichnet Achim Konejung die Reste der römischen Wasserleitung, die aus der Nordeifel nach Köln führte. Sehr beeindruckend schildert er auch die Höhlen, Bunker und Kupferbergwerke rund um Kordel. „Genovevahöhle“ und „Klausenhöhle“ kann man bei einer Wanderung über den Eifelsteig anschauen. Liest sich sehr interessant, sieht auf den Fotos super aus und steht somit ab heute auf meiner To-Do-Liste.
Bunkeranlagen – abschreckend und faszinierend zugleich
Faszinierend auch die zerfallenen oder zerstörten Bunkeranlagen des Westwalls und die Atombunker, die im „Kalten Krieg“ gebaut wurden, wie der Regierungsbunker im Ahrtal. Ein Besuch lohnt sich. Ich war im vergangenen Jahr erstmals dort und war gleichermaßen fasziniert und entsetzt über dieses außergewöhnliche Bauwerk und seine Geschichte. Achim Konejung erinnert sich in seinem Buch an die Zeit des „Kalten Krieges“. Er war noch ein Kind, als die Sirenen immer wieder mal getestet wurden. Er und seine Freunde hätten das lustig gefunden, bei seiner Mutter aber hätten sie traumatische Erinnerungen ausgelöst.
Der 17 km lange Regierungsbunker im Ahrtal
Hier befinden sich Achim Konejungs sehenswerte „Unterwelten“
Der Autor
Der Autor der „Eifeler Unterwelten“, Achim Konejung, kennt sich bestens mit der Geschichte der Eifel aus. Er ist nicht nur Autor, sondern auch Kabarettist. Konejung ist 1957 in Krefeld geboren, lebte in Siegen und Antwerpen und landete schließlich in Köln. Er ermuntert die Leser seines Bildbandes, den Lesesessel mit den Wanderschuhen zu tauschen und selbst zum Höhlenforscher zu werden. Recht hat er: Die unterirdischen Gänge, Tunnels oder Höhlen sind immer einen Besuch wert.
Gerne hätte ich von Achim Konejung noch mehr gelesen. In seinen Einführungen zu den einzelnen Kapiteln über Höhlen, Tunnel, Keller, Stollen oder Bergwerke schreibt er unterhaltsam und humorvoll. Er erzählt von seinen eigenen Erlebnissen als junger Bergmann und davon, dass er seine Hündin vermisst, die ihm bis zu ihrem plötzlichen Tod geholfen hat, Höhlen aufzuspüren. Außerdem erfährt der Leser, was hilft, wenn es ihm unter Tag mulmig werden sollte: Schlager singen, rät Achim Konejung. Bei ihm zumindest habe das schon funktioniert.
Gut zu wissen
Achim Konejung gibt einige praktische Tipps im Vorwort der „Eifeler Unterwelten“, denn ihm ist klar, dass es viele Leser nicht im Sessel hält, sobald sie das Buch gelesen haben. Das wollen sie mit eigenen Augen sehen. Dazu sollten sie folgendes beachten:
1. Immer warme Kleidung auf die Exkursionen mitnehmen, denn in den Höhlen ist es selten wärmer als 7 Grad.
2. Taschenlampe, Kompass und Wanderkarte mitnehmen, das Mobilfunknetz funktioniert oft nicht.
3. Zwischen dem 1. Oktober und dem 31. März herrscht in vielen unterirdischen Anlagen Feldermausruhe. Dann sind Höhlen für Besucher tabu.
Mein Fazit:
Ein toller Bildband, der Lust darauf macht, das alles, was hier beschrieben wird und abgebildet ist, selbst zu erkunden. Deshalb wird er bei mir nicht so schnell im Bücherscherschrank verschwinden. Mal schauen, wie viele Jahre ich brauche, um alles abzuwandern…
„Eifeler Unterwelten“ von Achim Konejung, Eifelbildverlag, 39.90 €
Angaben zu den Fotos:
Das Foto von der Tuffsteinhöhle im Brohltal und von den Mineralien in der Grube Bendisberg stammen von mir. Das Fledermausfoto von Dr. Andreas Kiefer, Fledermausexperte des NABU. Die anderen Fotos hat Achim Könejung gemacht und wurden mir vom Eifelbildverlag zur Verfügung gestellt.
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