Literatur aus der Eifel

„Versehrte Seelen“ – Kriminalroman von Gabriele Keiser

Buchcover "Versehrte Seelen", ein Kriminalroman von Gabi Keiser

„Versehrte Seelen“ heißt der neue Kriminalroman der Krimiautorin Gabriele Keiser aus Andernach. In ihm verknüpft sie das Thema Heimerziehung mit einer spannenden Krimihandlung.

Die Heimerziehung in deutschen Kinderheimen war in der Nachkriegszeit von Herzlosigkeit, Gewalt, Willkür und zweifelhaften Erziehungsmethoden geprägt. Das bekamen in den 50er Jahren auch Millionen Kinder zu spüren, die in Erholungsheime geschickt wurden. Viele von ihnen kehrten traumatisiert und verstört zu ihren Eltern zurück.

Da auch ich mit fünf Jahren in so einem Erholungsheim im Schwarzwald war, hat mich das Buch von Gabriele Keiser besonders interessiert. Ich kann mich nämlich noch gut an zahlreiche Demütigungen und Schikanen erinnern, die ich bei meinem „Erholungsaufenthalt“ erlebt habe.

Klappentext von „Versehrte Seelen“ – Kriminalroman von Gabriele Keiser

„Versehrte Seelen“ – Die Handlung

Harold Burkhard wuchs in einem Bonner Kinderheim auf, aus dem später ein Elite-Internat wurde. Er hat als Kind Misshandlungen erfahren, die sein ganzes Leben negativ geprägt haben. Als er den Ort seiner einstigen Demütigen nach vielen Jahren erstmals wieder aufsucht, hat er eine Waffe dabei. Er nimmt eine Klasse als Geiseln, ein Mädchen stirbt. Kommissarin Helena Rosenberg ermittelt in der Sache und bringt viel Verständnis für Burkhard auf. Denn auch sie hat eine „versehrte Seele“. Parallel zu diesem Fall versucht sie den Mord an einem ehemaligen Politiker aufzuklären.

Gabriele Keiser legt in dem Kriminalroman viele lose Fäden aus, die sie zum Schluss verknüpft. Da ist nämlich noch die ehemalige RAF-Sympathisantin und Journalistin Ilona Altendorf, die in Brandenburg lebt. Von ihr erfährt der Leser, dass sich die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof für eine Verbesserung der Zustände in den Kinderheimen eingesetzt hat und vieles mehr über die Zeit der RAF. Eine junge Lehrerin des Internats steht als Vermittlerin zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie sucht auf dem Speicher der Schule nach Hinweisen, wie es an diesem Ort früher zuging.

Mein Fazit

Der Roman hat einige sehr spannende Momente. Die Amokszene in der Schule ist so eine Moment. Manchmal hatte ich aber beim Lesen das Gefühl, dass die Autorin mit ihren Informationen über Heimerziehung und RAF den Leser ausbremst. Wenn beispielsweise die Handlung zugunsten der Erinnerungen der RAF-Sympathisantin in den Hintergrund tritt und der Krimi zur Doku wird. Gabriele Keiser hat fünf Jahre an dem Buch gearbeitet und dabei jede Menge an Informationen zusammengetragen, die in den Roman eingeflossen sind.

Daraus ist dann eben sehr viel mehr als ein Krimi geworden. Das Buch zeigt, wie stark der Lebensweg eines Menschen von seiner Kindheit bestimmt wird und wie Hass gesät wird. Gabriele Keiser zeigt, dass es nach dem Krieg in Deutschland immer noch viele fragwürdige Methoden gab, mit Menschen umzugehen. Sowohl auf staatlicher Seite als auch auf Seiten kirchlicher Träger solcher Kinderheime. Ihre Sprache ist anschaulich, die Szenen und Dialoge sind lebendig, durch den häufigen Perspektivenwechsel und die unterschiedlichen Problemstellungen der handelnden Personen wird die Geschichte vielschichtig und abwechslungsreich.

In jedem Fall lesenswert!

„Versehrte Seelen“ von Gabriele Keiser, RMV-Verlag, 12 €

Gabriele Keiser, Autorenfoto, "Versehrte Seelen"

Die Andernacher Autorin Gabriele Keiser

Gabriele Keiser stammt ursprünglich aus der Pfalz. Sie wurde 1953 in Kaiserslautern geboren. Gabriele Keiser ist ihr Künstlername, mit richtigem Namen heißt sie Gabriele Korn-Steinmetz. Unter diesem Namen arbeitet sie auch als Lektorin. In Heidelberg und Marburg hat sie englische, amerikanische und deutsche Literaturwissenschaften studiert. In Andernach ist sie schließlich hängen geblieben. Seit 1998 veröffentlicht sie regelmäßig Krimis. Insgesamt sieben Bände hat sie rund um die Koblenzer Ermittlerin Franca Mazzari geschrieben. Z.B. „Engelskraut“, „Vulkanpark“ oder „Apollofalter“. Gabriele Keiser hält gerne Lesungen an den Schauplätzen ihrer Krimis, gibt Schreibkurse und engagiert sich in verschiedenen Schriftstellerverbänden.

Andere Bücher von Gabriele Keiser

Gabriele Keisers Krimis spielen in Koblenz, in der Eifel, an der Ahr und an der Mosel.

Mehr Infos zur Autorin und ihren Büchern finden Sie auf ihrer Homepage.

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